2. • 1
1. Es war einmal eine alte Geiß.
2. Sie hatte sieben junge nette
Geißlein.
3. Als sie zum Futterholen ging, rief
sie alle sieben herbei und
mahnte:
4. „Seid auf eurer Hut vor dem
Wolf. Wenn er kommt, so frißt er
euch.
5. Er ist schlau und verstellt sich
oft.“
6. Dann meckerte die Alte und
sprang getrost davon.
3. 1. Bald darauf klopfte jemand an
die Tür des Geißenhauses und
rief:
2. „Macht auf, liebe Kinder, eure
Mutter ist da und hat jedem
etwas mitgebracht!“
3. Die sieben Geißlein erkannten
aber an der rauhen Stimme
den Wolf und sagten:
4. „Du bist nicht unsere Mutter,
die hat eine feine Stimme.“
5. Und die Türe blieb verriegelt
4. 1. Da ging der Wolf fort
zu einem Krämer und
kaufte sich ein
großes Stück Kreide,
aß es auf und machte
damit seine Stimme
fein.
2. Der schlaue Wolf
hatte nun seine
Stimme mit Kreide
geschmiert und kam
wieder zum
Geißenhaus.
5. 1. Da ließen sich die sieben
Geißlein täuschen und
machten die Türe auf.
2. Mit einem Satz sprang der Wolf
hinein.
3. Die Kleinen wollten sich
verstecken, aber der Wolf
verschlang eins ums andere.
4. Nur das Jüngste fand ein
sicheres Versteck.
6. 1. Der vollgefressene Wolf legte
sich unter einen Baum und
schlief ein.
2. Die alte Geiß kam aus dem
Walde zurück und fand
nirgends ihre Kinder.
3. Da schlüpfte das jüngste
Geißlein aus seinem Versteck
und erzählte, wie der Wolf
gekommen war.
4. Auf der Wiese fanden sie den
schlafenden Wolf.
5. Bitterlich weinte die alte Geiß
um ihre Kinder.
7. 1. Die alte Geiß schnitt nun
mit einer Schere dem
bösen Wolf den Bauch auf
und alle sechs Geißlein
kamen munter an’s
Tageslicht.
2. Dem Ungetüm aber füllten
sie den Leib mit Steinen
und nähten ihn wieder zu.
3. Der schlafende Wolf
merkte nichts davon.
8. 1. Als der Wolf erwachte, ging er
zum Brunnen, um zu trinken.
2. Er bückte sich zum Wasser
herab, da zogen ihn die
schweren Steine in seinem
Bauch in die Tiefe.
3. Jämmerlich mußt er ertrinken.
4. Die Alte aber mit ihren sieben
Geißlein tanzte voll Freude um
den Brunnen und rief: „Der
Wolf ist tot!“