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WAS ist Demokratie?
Aktionen und Ideen der frühen Kämpfenden für Frieden,
Frauenrechte, Selbstbestimmung und Selbstorganisation in der
Revolution 1918 und danach in den Räten Baierns
WAS ist Demokratie?
 Wie begannen die Ideen der Demokratie zu wachsen?
 heute: Aus einem Blick in die Geschichte vor 100 Jahren
 Eva Maria Volland, Pädagogisches Institut München
 Fritz Letsch Gestalt und Geschichte www.raete-muenchen.de
 Plenum-R zu Revolution und Rätezeit: www.plenum-R.org
Vorgeschichte
Monarchie und viele kleine Staaten … Kaiserreich
Die niedergeschlagene Demokratie-Forderung der
Studierenden von 1848
Polizei-Spitzel in ganz Europa?
Nein: Demokratie in der Schweiz!
Gewerkschaftsverbot und Sozialisten-Gesetze unter
Bismarck bringen der SPD die Mehrheit im Reichstag
Gleichzeitig ...
 Gartenstadt- und Genossenschaftsbewegungen um die
größeren Städte,
 AnarchistInnen und Bewegungen für Frieden und Frauen-
Wahlrecht in Literatur und Theater, Zeitschriften & Zensur
 Internationale der ArbeiterInnen bei Kongressen in der
Schweiz, Lebensreform-Bewegungen, Naturisten
Aufrüstung und Krieg
Die Kriegstreiberei bis 1914 bringt zwar einen inneren
"Burgfrieden" für Gewerkschaften und SPD, aber
keinen "Siegfrieden"
Die SPD stimmt bis 1916 den Kriegsanleihen zu und
schließt PazifistInnen aus -> Gründung USPD
Die Friedensverhandlungen 1917 in Brest-Litowsk
bringen die Gebietsansprüche des Kaiserreiches ans
Licht, statt „Verteidigung“
Mehrtägige Hunger-Demonstrationen von Frauen mit
Kindern am Marienplatz in München
RüstungsarbeiterInnen-Streiks im Januar 1918
Ab 31. Jan. Gefängnis für Kurt Eisner, Sarah Sonja Lerch
und die USPD-Führung in München (bis zu 10 Monate
Untersuchungshaft!)
Selbstmord (?) von Sarah Sonja Lerch 29.3.18
Nach Zusammenbruch der "Frühjahrs-Offensive" in
Frankreich, viele zurück kommende Soldaten und
Verwundete
Kurt Eisner wird erst im Oktober wieder frei gelassen,
um für die Reichstags-Nachwahl kandidieren zu können
4. November 1918
Die Kriegsflotte soll noch einmal auslaufen und versenkt
werden, um nicht den Briten in die Hände zu fallen
Das Kriegsende steht bevor, Versorgungskrisen zum
kommenden Winter, Unmut gegen Adel und Monarchie
7. November 1918: Riesige Kundgebung auf der
Theresienwiese von SPD und USPD
Anschließende Friedens-Demonstration der SPD zum
"Friedenengel", (der eigentlich eine Sieges-Göttin Nike
ist), und Auflösung dort
Meuterei der Kieler Matrosen
gleichzeitiger Zug der USPD zu den Kasernen
vorbereitete Soldaten-Räte, die sich aus den Kasernen
befreien und anschließen
Flucht der Königsfamilie Richtung Österreich
niemand ist mehr bereit, den König zu verteidigen
Ausrufung der Republik durch Kurt Eisner und Wahl
der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte
Einzug in den Landtag in der Prannerstraße
Proklamation auf Plakaten und in den Zeitungen
Kämpfe und Schüsse in Arbeiter- und
Matrosen-Demonstrationen in Berlin
Dezember 1918 Reichs-Rätekongress in Berlin:
Arbeiter-, Bauern- und Soldaten-Räte im dt. Reich
15. Januar Ermordung Karl Liebknecht und Rosa
Luxemburg und 31 Arbeiter in Berlin
Auftraggeber der reaktionären Gegengewalt war der
SPD-geführte Rat der Volksbeauftragten
19. Januar Reichstags- und Landtagswahlen in
Bayern, erstmals für alle BürgerInnen
21. Februar Ermordung von Kurt Eisner durch den
Bündisch-katholischen Studenten Anton Arco
Arbeiter-, Bauern und Soldaten-Räte in München
Bairischer Rätekongress März 1919 in München
7. April 1919 erste anarchistische Räteregierung
Baiern, parallel dazu ein SPD-Parlament in Bamberg
13. April 1919 Palmsonntagsputsch durch Thule-
Geheimbund und Freikorps: Soldaten-Gruppen
Verhaftung von Erich Mühsam und 12 weiterer Räte,
Entführung ins Gefängnis in Ebrach
Zweite (kommunistische) Räteregierung,
Zentralrat der Republik Baiern,
Führung durch den Augsburger Lehrer Ernst Niekisch
Der Pazifist Ernst Toller führt die Rote Armee Baiern
Eroberung Münchens durch Reichswehr-Truppen und
rechte Freikorps Ende April bis zum 2. Mai.
Ermordung von etwa tausend BürgerInnen allein in
München sowie vieler russischer Kriegsgefangener und
Gustav Landauers in Stadelheim
Emil Gumbel: Vier Jahre politischer Mord. Berlin 1927
Geleitwort Albert Einstein Mathematiker, zu Rechten und Linken Morden & jeweiliger Strafe
Beginn der „Ordnungszelle Bayern“ auch in der Polizei,
der Staatsanwaltschaft und vor Gericht
Bekannte Persönlichkeiten der Revolution
Kurt Eisner
Sarah Sonja Lerch
Ernst Toller
Erich und Zenzl Mühsam
Gustav Landauer
Anita Augspurg
Frauen in der Revolution
Frauen in der Revolution und den Räten 1918/19
 Vorgeschichte
1848: Bürgerliche Frauen und die Forderung nach
Bildung, Recht zum Studium
Allgemeines und Frauenwahlrecht
Preußisches Vereinsgesetz 1850 verbietet Frauen – auch
in Bayern – politische Betätigung und die Mitgliedschaft in
politischen Vereinen
Bürgerliche Emanzipationsbewegung: 1899 Gründung des
Vereins für Frauen-Interessen, Anita Augspurg u.a.:
Akademische Berufe, Frauenwahlrecht, Frieden
 Die Bürgerliche Frauenbewegung
Ausschuss für dauernden Frieden, Keimzelle der
Internationalen Frauen-Liga für Frieden und Freiheit
(IFFF), gegründet 1915
 Gemäßigter und radikaler Flügel:
Unterschiedliche Standpunkte zu
Bildung, Berufstätigkeit und Wahlrecht
Forderung der Radikalen an Kurt
Eisner: Frauen-Räte!
Kandidatur Anita Augspurgs für den
bayrischen Landtag für die USPD
ArbeiterInnenbewegung
Engels: Die Frau als doppelt Unterdrückte braucht eine
eigenständige Existenz durch Erwerbstätigkeit
Bebel: „Die Frau und der Sozialismus“, u.a. Forderung nach dem
Frauenwahlrecht und der Frauenerwerbstätigkeit
Clara Zetkin in der SPD: Radikale Kriegsgegnerin und
Verfechterin des Frauenwahlrechts, Zeitschrift „Die Gleichheit“ als
zentrales Organ
Durchbruch erst am Ende des Ersten Weltkriegs: Verkündung
des Frauenwahlrechts durch Kurt Eisner, Spaltung der SPD
1917, Clara Zetkin tritt über zur pazifistischen USPD
Im Januar 1919 dürfen erstmals Frauen wählen und gewählt
werden.
Weitere Forderungen der Frauen
 1. Frauen in den Richterstand
 2. Frauen in die Angestellten-, Invaliden- und
Krankenversicherungen
 3. Aufhebung des „Zölibats“ für weibliche Beamte
 4. Fortzahlung des Lohnes während der Schwangerschaft
 5. Die gleichen Bestimmungsrechte, die der Mann hat,
über die Kinder
 6. Gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeitsleistung
Weitere Forderungen der Frauen
 7. Einführung der gemeinsamen Erziehung von Knaben und
Mädchen in den Schulen (Koedukation)
 8. Zugang zu allen Zweigen der öffentlichen Verwaltung
(Bürgermeisterinnen, Ministerinnen)
 9. Gleichstellung von Ehepartnern
 10. Gleichstellung von ledigen Müttern und unehelichen
Kindern
 11. Quotierung „Prozentual ebenso viele Abgeordnete wie
Wählerinnen“
Errungenschaften der Revolution
Einführung des allgemeinen, gleichen und geheimen
Wahlrechts für Männer und Frauen: Bis dahin gab es nur
Stände-Kammern der Besitzenden und Steuerzahlenden
Aufhebung des Gesinderechts für DienstbotInnen
Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht und Ersetzung durch
staatliche Schulräte, Bildungs-Reformen
Einführung des 8-Stunden-Tages, Gründung von Betriebsräten
Angleichung der Löhne von Männern und Frauen beginnt
Grundgedanke der Verfassung durch das Volk:
vom Gottesgnadentum zur Republik und Volkssouveränität
Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Gesetz
Die Räte
Direkt von der Bevölkerung gewählt, ihr verantwortlich
und an Weisungen gebunden
Basis-Einheiten sind Betriebe oder Wohnbereiche
Räte als Gesetzgebende, Regierende und Gerichte
Gewaltenteilung?
Auf mehreren Ebenen: Wohn- und Betriebsebene,
örtlichen und Bezirksräte, auf oberster Ebene der
Zentralrat
Eisner nannte es „provisorischen Zentralrat“:
Räte oder Parlament?
7. Nov: Vorläufige konstituierende Versammlung der
Arbeiter-, Soldaten und Bauernräte wählt Eisner zum
Vorsitzenden
8. Nov: vormittags Bildung Koalitions-Regierung USPD +
MSPD unter Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD)
8. Nov: nachmittags: Der aus 256 Mitgliedern bestehende
Provisorische Nationalrat aus je 50 A-S-B- Räten und
verschiedenen Verbänden sowie 38 Mitgliedern des
ehemaligen Landtags wird einberufen,
um die Regierung zu bestätigen
Provisorischer Nationalrat
„Mit der Teilnahme an der Revolutionsregierung verbindet die MSPD
das Ziel, die Weichen in Richtung auf eine parlamentarische
Demokratie zu stellen.
Eisner glaubt dagegen, die Durchsetzung der sozialen Revolution nur
mittels des Rätesystems bewerkstelligen zu können, und möchte die
Wahl eines verfassunggebenden Landtags möglichst verzögern.
Ein bolschewistisches Rätesystem im Sinne einer "Diktatur des
Proletariats" lehnt aber auch er ab.“
http://www.hdbg.de/parlament/content/ltDetailPrint.php?id=37
Dass der Nationalrat nur von geringer politischer Bedeutung ist, geht schon
daraus hervor, dass er erst fünf Wochen später, am 13. Dezember, zu seiner
zweiten Sitzung einberufen wird.
Die Regierung Eisner räumt dem Nationalrat nur eine beratende Funktion ein
und verweigert ihm jede Mitwirkung an der Gesetzgebung.
Das wird noch einmal in dem "vorläufigen Staatsgrundgesetz der Republik
Bayern" vom 4. Januar 1919 bestätigt, welches die Regierung erlässt, ohne
den Nationalrat einbezogen zu haben, und wonach "die revolutionäre
Regierung die gesetzgebende und vollziehende Gewalt ausübt" bis zur
"endgültigen Erledigung des Verfassungsentwurfs, der dem Landtag sofort
nach seinem Zusammentritt vorgelegt werden muss".
Mit den Landtagswahlen vom 12. Januar 1919 erlischt die Existenz des
Provisorischen Nationalrats.
Positive Nachwirkungen
Lebensreform-Bewegung, Wandervogel und
verbandliche Jugendbewegungen wirken weiter
Kunst und Kultur, Theater und Druck
ohne Zensur
„Die Welt von gestern“ Stefan Zweig
Ernst Toller: „Hoppla, wir Leben!“
Räte oder Parlamentarismus?
WAS ist Demokratie?
Quellen zu Revolution und Räten
 Münchner Stadtmuseum zu Kurt Eisner: www.muenchner-
stadtmuseum.de/sonderausstellungen/online-praesentation-kurt-eisner-1867-1919.html
 Plenum-R Revolutionswerkstätten
 www.Raete-muenchen.de
 MünchenHören: www.br.de/unternehmen/inhalt/
medienkompetenzprojekte
 Münchner Zeitensprünge - hartbrunner.de
 Tagebuch-Mails als
 Christiane Hauck: Brotmarken und Rote Fahnen
 Simon Schaupp: Der kurze Frühling der Räterepublik

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Was ist Demokratie?

  • 1.
  • 2. WAS ist Demokratie? Aktionen und Ideen der frühen Kämpfenden für Frieden, Frauenrechte, Selbstbestimmung und Selbstorganisation in der Revolution 1918 und danach in den Räten Baierns
  • 3. WAS ist Demokratie?  Wie begannen die Ideen der Demokratie zu wachsen?  heute: Aus einem Blick in die Geschichte vor 100 Jahren  Eva Maria Volland, Pädagogisches Institut München  Fritz Letsch Gestalt und Geschichte www.raete-muenchen.de  Plenum-R zu Revolution und Rätezeit: www.plenum-R.org
  • 4.
  • 5. Vorgeschichte Monarchie und viele kleine Staaten … Kaiserreich Die niedergeschlagene Demokratie-Forderung der Studierenden von 1848 Polizei-Spitzel in ganz Europa? Nein: Demokratie in der Schweiz! Gewerkschaftsverbot und Sozialisten-Gesetze unter Bismarck bringen der SPD die Mehrheit im Reichstag
  • 6. Gleichzeitig ...  Gartenstadt- und Genossenschaftsbewegungen um die größeren Städte,  AnarchistInnen und Bewegungen für Frieden und Frauen- Wahlrecht in Literatur und Theater, Zeitschriften & Zensur  Internationale der ArbeiterInnen bei Kongressen in der Schweiz, Lebensreform-Bewegungen, Naturisten
  • 7. Aufrüstung und Krieg Die Kriegstreiberei bis 1914 bringt zwar einen inneren "Burgfrieden" für Gewerkschaften und SPD, aber keinen "Siegfrieden" Die SPD stimmt bis 1916 den Kriegsanleihen zu und schließt PazifistInnen aus -> Gründung USPD Die Friedensverhandlungen 1917 in Brest-Litowsk bringen die Gebietsansprüche des Kaiserreiches ans Licht, statt „Verteidigung“ Mehrtägige Hunger-Demonstrationen von Frauen mit Kindern am Marienplatz in München
  • 8. RüstungsarbeiterInnen-Streiks im Januar 1918 Ab 31. Jan. Gefängnis für Kurt Eisner, Sarah Sonja Lerch und die USPD-Führung in München (bis zu 10 Monate Untersuchungshaft!) Selbstmord (?) von Sarah Sonja Lerch 29.3.18 Nach Zusammenbruch der "Frühjahrs-Offensive" in Frankreich, viele zurück kommende Soldaten und Verwundete Kurt Eisner wird erst im Oktober wieder frei gelassen, um für die Reichstags-Nachwahl kandidieren zu können
  • 9. 4. November 1918 Die Kriegsflotte soll noch einmal auslaufen und versenkt werden, um nicht den Briten in die Hände zu fallen Das Kriegsende steht bevor, Versorgungskrisen zum kommenden Winter, Unmut gegen Adel und Monarchie 7. November 1918: Riesige Kundgebung auf der Theresienwiese von SPD und USPD Anschließende Friedens-Demonstration der SPD zum "Friedenengel", (der eigentlich eine Sieges-Göttin Nike ist), und Auflösung dort Meuterei der Kieler Matrosen
  • 10. gleichzeitiger Zug der USPD zu den Kasernen vorbereitete Soldaten-Räte, die sich aus den Kasernen befreien und anschließen Flucht der Königsfamilie Richtung Österreich niemand ist mehr bereit, den König zu verteidigen Ausrufung der Republik durch Kurt Eisner und Wahl der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte Einzug in den Landtag in der Prannerstraße Proklamation auf Plakaten und in den Zeitungen
  • 11.
  • 12. Kämpfe und Schüsse in Arbeiter- und Matrosen-Demonstrationen in Berlin Dezember 1918 Reichs-Rätekongress in Berlin: Arbeiter-, Bauern- und Soldaten-Räte im dt. Reich 15. Januar Ermordung Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg und 31 Arbeiter in Berlin Auftraggeber der reaktionären Gegengewalt war der SPD-geführte Rat der Volksbeauftragten 19. Januar Reichstags- und Landtagswahlen in Bayern, erstmals für alle BürgerInnen 21. Februar Ermordung von Kurt Eisner durch den Bündisch-katholischen Studenten Anton Arco
  • 13. Arbeiter-, Bauern und Soldaten-Räte in München Bairischer Rätekongress März 1919 in München 7. April 1919 erste anarchistische Räteregierung Baiern, parallel dazu ein SPD-Parlament in Bamberg 13. April 1919 Palmsonntagsputsch durch Thule- Geheimbund und Freikorps: Soldaten-Gruppen Verhaftung von Erich Mühsam und 12 weiterer Räte, Entführung ins Gefängnis in Ebrach
  • 14. Zweite (kommunistische) Räteregierung, Zentralrat der Republik Baiern, Führung durch den Augsburger Lehrer Ernst Niekisch Der Pazifist Ernst Toller führt die Rote Armee Baiern Eroberung Münchens durch Reichswehr-Truppen und rechte Freikorps Ende April bis zum 2. Mai. Ermordung von etwa tausend BürgerInnen allein in München sowie vieler russischer Kriegsgefangener und Gustav Landauers in Stadelheim Emil Gumbel: Vier Jahre politischer Mord. Berlin 1927 Geleitwort Albert Einstein Mathematiker, zu Rechten und Linken Morden & jeweiliger Strafe Beginn der „Ordnungszelle Bayern“ auch in der Polizei, der Staatsanwaltschaft und vor Gericht
  • 15. Bekannte Persönlichkeiten der Revolution Kurt Eisner Sarah Sonja Lerch Ernst Toller Erich und Zenzl Mühsam Gustav Landauer Anita Augspurg
  • 16. Frauen in der Revolution
  • 17. Frauen in der Revolution und den Räten 1918/19  Vorgeschichte 1848: Bürgerliche Frauen und die Forderung nach Bildung, Recht zum Studium Allgemeines und Frauenwahlrecht Preußisches Vereinsgesetz 1850 verbietet Frauen – auch in Bayern – politische Betätigung und die Mitgliedschaft in politischen Vereinen Bürgerliche Emanzipationsbewegung: 1899 Gründung des Vereins für Frauen-Interessen, Anita Augspurg u.a.: Akademische Berufe, Frauenwahlrecht, Frieden
  • 18.  Die Bürgerliche Frauenbewegung Ausschuss für dauernden Frieden, Keimzelle der Internationalen Frauen-Liga für Frieden und Freiheit (IFFF), gegründet 1915  Gemäßigter und radikaler Flügel: Unterschiedliche Standpunkte zu Bildung, Berufstätigkeit und Wahlrecht Forderung der Radikalen an Kurt Eisner: Frauen-Räte! Kandidatur Anita Augspurgs für den bayrischen Landtag für die USPD
  • 19. ArbeiterInnenbewegung Engels: Die Frau als doppelt Unterdrückte braucht eine eigenständige Existenz durch Erwerbstätigkeit Bebel: „Die Frau und der Sozialismus“, u.a. Forderung nach dem Frauenwahlrecht und der Frauenerwerbstätigkeit Clara Zetkin in der SPD: Radikale Kriegsgegnerin und Verfechterin des Frauenwahlrechts, Zeitschrift „Die Gleichheit“ als zentrales Organ Durchbruch erst am Ende des Ersten Weltkriegs: Verkündung des Frauenwahlrechts durch Kurt Eisner, Spaltung der SPD 1917, Clara Zetkin tritt über zur pazifistischen USPD Im Januar 1919 dürfen erstmals Frauen wählen und gewählt werden.
  • 20. Weitere Forderungen der Frauen  1. Frauen in den Richterstand  2. Frauen in die Angestellten-, Invaliden- und Krankenversicherungen  3. Aufhebung des „Zölibats“ für weibliche Beamte  4. Fortzahlung des Lohnes während der Schwangerschaft  5. Die gleichen Bestimmungsrechte, die der Mann hat, über die Kinder  6. Gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeitsleistung
  • 21. Weitere Forderungen der Frauen  7. Einführung der gemeinsamen Erziehung von Knaben und Mädchen in den Schulen (Koedukation)  8. Zugang zu allen Zweigen der öffentlichen Verwaltung (Bürgermeisterinnen, Ministerinnen)  9. Gleichstellung von Ehepartnern  10. Gleichstellung von ledigen Müttern und unehelichen Kindern  11. Quotierung „Prozentual ebenso viele Abgeordnete wie Wählerinnen“
  • 22. Errungenschaften der Revolution Einführung des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts für Männer und Frauen: Bis dahin gab es nur Stände-Kammern der Besitzenden und Steuerzahlenden Aufhebung des Gesinderechts für DienstbotInnen Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht und Ersetzung durch staatliche Schulräte, Bildungs-Reformen Einführung des 8-Stunden-Tages, Gründung von Betriebsräten Angleichung der Löhne von Männern und Frauen beginnt Grundgedanke der Verfassung durch das Volk: vom Gottesgnadentum zur Republik und Volkssouveränität Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Gesetz
  • 23. Die Räte Direkt von der Bevölkerung gewählt, ihr verantwortlich und an Weisungen gebunden Basis-Einheiten sind Betriebe oder Wohnbereiche Räte als Gesetzgebende, Regierende und Gerichte Gewaltenteilung? Auf mehreren Ebenen: Wohn- und Betriebsebene, örtlichen und Bezirksräte, auf oberster Ebene der Zentralrat Eisner nannte es „provisorischen Zentralrat“:
  • 24. Räte oder Parlament? 7. Nov: Vorläufige konstituierende Versammlung der Arbeiter-, Soldaten und Bauernräte wählt Eisner zum Vorsitzenden 8. Nov: vormittags Bildung Koalitions-Regierung USPD + MSPD unter Ministerpräsident Kurt Eisner (USPD) 8. Nov: nachmittags: Der aus 256 Mitgliedern bestehende Provisorische Nationalrat aus je 50 A-S-B- Räten und verschiedenen Verbänden sowie 38 Mitgliedern des ehemaligen Landtags wird einberufen, um die Regierung zu bestätigen
  • 25. Provisorischer Nationalrat „Mit der Teilnahme an der Revolutionsregierung verbindet die MSPD das Ziel, die Weichen in Richtung auf eine parlamentarische Demokratie zu stellen. Eisner glaubt dagegen, die Durchsetzung der sozialen Revolution nur mittels des Rätesystems bewerkstelligen zu können, und möchte die Wahl eines verfassunggebenden Landtags möglichst verzögern. Ein bolschewistisches Rätesystem im Sinne einer "Diktatur des Proletariats" lehnt aber auch er ab.“ http://www.hdbg.de/parlament/content/ltDetailPrint.php?id=37
  • 26. Dass der Nationalrat nur von geringer politischer Bedeutung ist, geht schon daraus hervor, dass er erst fünf Wochen später, am 13. Dezember, zu seiner zweiten Sitzung einberufen wird. Die Regierung Eisner räumt dem Nationalrat nur eine beratende Funktion ein und verweigert ihm jede Mitwirkung an der Gesetzgebung. Das wird noch einmal in dem "vorläufigen Staatsgrundgesetz der Republik Bayern" vom 4. Januar 1919 bestätigt, welches die Regierung erlässt, ohne den Nationalrat einbezogen zu haben, und wonach "die revolutionäre Regierung die gesetzgebende und vollziehende Gewalt ausübt" bis zur "endgültigen Erledigung des Verfassungsentwurfs, der dem Landtag sofort nach seinem Zusammentritt vorgelegt werden muss". Mit den Landtagswahlen vom 12. Januar 1919 erlischt die Existenz des Provisorischen Nationalrats.
  • 27. Positive Nachwirkungen Lebensreform-Bewegung, Wandervogel und verbandliche Jugendbewegungen wirken weiter Kunst und Kultur, Theater und Druck ohne Zensur „Die Welt von gestern“ Stefan Zweig Ernst Toller: „Hoppla, wir Leben!“ Räte oder Parlamentarismus? WAS ist Demokratie?
  • 28.
  • 29. Quellen zu Revolution und Räten  Münchner Stadtmuseum zu Kurt Eisner: www.muenchner- stadtmuseum.de/sonderausstellungen/online-praesentation-kurt-eisner-1867-1919.html  Plenum-R Revolutionswerkstätten  www.Raete-muenchen.de  MünchenHören: www.br.de/unternehmen/inhalt/ medienkompetenzprojekte  Münchner Zeitensprünge - hartbrunner.de  Tagebuch-Mails als  Christiane Hauck: Brotmarken und Rote Fahnen  Simon Schaupp: Der kurze Frühling der Räterepublik